Rockharz Interview mit Nachtblut: Düster und Divers
Die in Osnabrück gegründete Melodic-Dark-Metalband Nachtblut gehört seit Jahren zur Spitze des Genres und hat erst im Februar 2025 mit „Todschick“ ihren insgesamt siebten Streich aus dem Käfig gelassen. Das Album platzierte sich auf Platz elf, dem größten Charterfolg in der Bandgeschichte. Vor ihrem Auftritt beim Rockharz nutzen wir (bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr) die Möglichkeit, uns auszutauschen. Der Mann am Schlagzeug, Skoll, nahm sich für uns und Euch Zeit ….

Hallo Skoll, Moin Moin und danke, dass du dir so kurz vor eurem Gig hier in Ballenstedt Zeit genommen hast! Ihr habt euch 2005 in Osnabrück gegründet und seid seit diesem Zeitpunkt bis auf einen einzigen Wechsel 2011 am Bass mit gleichem Personal unterwegs. Was macht ihr anders als andere Bands, wo personell doch häufiger durchgetauscht wird? Freundschaft? Keine allzu großen Egos? Was ist die Erfolgsformel?
Um eines kurz zu erklären, 2005 entstand die Idee, zusammen Musik zu kreieren, die Band, so wie sie heute existiert fand, sich final 2007 zusammen. Vielleicht ist eine unserer Erfolgsformel die offene Kommunikation, dass wir Dinge, die eventuell einem quer liegen, auch ansprechen und nicht lange damit schwanger durch die Gegend laufen. Das führt in dem Moment dann natürlich ein wenig zu Spannungen, die dann aber recht schnell wieder verschwinden, eben weil man es an- und sich ausgesprochen hat.

Euer vorletztes Album „Vanitas“ erschien im Oktober 2020, mitten in der Corona-Pandemie. Mit einem kurzen Blick in den Rückspiegel, wie habt ihr damals die Zeit wahrgenommen und war die Entscheidung, dass Album trotz der Pandemie und den damit verbundenen Problemen zu veröffentlichen, richtig? Eine begleitende Tour war zu dieser Zeit ja nicht möglich ….
Gerade zu diesem Zeitpunkt wusste ja niemand, in welche Richtung das Ganze noch geht. Müssen wir noch drei Monate warten, werden es noch sechs oder noch mehr Monate? Ich selbst betrachte den Release auch im Nachgang als absolut richtig, die Songs waren gut, waren fertig, also raus damit, auch wenn eine Club-Tour damals nicht möglich war und wir auf Strandkorb-Gigs keine Lust hatten
Das aktuelle Werk „Todschick“ enterte auf Platz 11 die Charts, euer höchster Album-Chart-Einstieg der Bandgeschichte. Wie überraschend kam dieses und habt ihr diesen Erfolg entsprechend abgefeiert?

Natürlich haben wir den Platz abgefeiert, alles andere wäre gelogen. Natürlich sind die Charts nicht alles im Leben eines Musikers, aber am Ende des Tages ist man als Mucker ja auch ein wenig ehrgeizig. Und wenn man sich mit dem Vorgänger auf Platz 19 platzierte, ist es schon ein wenig das Ziel, sich zu verbessern …
Achtet man beim kreieren neuer Songs eventuell auch unterbewusst darauf, ob diese auch live funktionieren? Gerade wenn ich an Songs wie „Todschick“, „Das Leben Der Anderen“, „Lied Für die Götter“ oder „Leierkinder“ denke, würde ich zumindest dieses vermuten ….
Unterbewusst bestimmt, aber wir sind eher nach dem Motto „Only Killers, No Fillers“ unterwegs. Und gerade bei „Das Leben Der Anderen“ haben wir scheinbar eine Menge richtig gemacht, sowohl beim Release-Gig als auch bei Open Airs haben die Zuschauer den ordentlich mitgesungen, was bei neuen Songs nicht immer der Fall ist.
Was euren Stil angeht, gehen die Meinungen teils auseinander, die einen sagen Dark Rock, die anderen Gothic Metal, andere wiederum Baby Black Metal. Ich selbst finde nicht so wirklich eine der berühmten Schubladen, wie bezeichnet ihr selbst euren Stil?

Ich denk, dass Dark Metal auf uns am besten passt, in irgendeine Schublade müssen wir ja am Ende des Tages rein. Black Metal definitiv nicht, die Fans des Genres bekommen wahrscheinlich Schnappatmung, wenn sie unseren Stil incl. Keyboards hören. Aber letztendlich spielt es zumindest für uns keine große Rolle, in welcher Schublade wir nun liegen. Denn wenn man ehrlich ist, sind wir soundtechnisch recht divers aufgestellt.
Dark Metal passt aus meiner Sicht auch am besten, zumindest was die meisten Songs aus euren Alben angeht. Allerdings ist mir vom neuen Album der Song „Schneller Als Der Tod“ aufgefallen, welcher doch einige Wester-Vibes hat ….
Man merkt, dass Askeroth ein Anhänger von Western und auch von Ennio Morricone ist. Und da Film-Musik als solches eine Menge hergibt, haben wir uns entschieden, dass einfach mal zu machen. Wir lassen uns in unserem künstlerischen Bereich eh nicht wirklich reinreden und limitieren. Und in diesem Fall hatten wir Bock auf diesen Titel und ein einfach entwickelt und aufgenommen (lacht).
Was in jedem Fall bei euch in den Songs nicht fehlt, ist eine fette Klangwand, Keys und Streicher unterstützen das Schlagzeug, den Bass und die Gitarre, nur ist ebenso ein Keyboard nicht mit auf der Bühne, wenn ihr live performt. Wie eingeschränkt ist man, wenn diese Töne aus dem Off kommen?
In früheren Jahren hatten wir ein Keyboard mit auf der Bühne, dieses hat sich aber seit einiger Zeit geändert. Klar ist man abhängiger, als wenn man die Songs nur mit Schlagzeug, Bass und Gitarre spielt, aber die anderen Optionen wäre, weitere Musiker mit auf die Bühne zu nehmen oder die Songs nicht wie aufgenommen zu präsentieren. Das erste ist rein logistisch und finanziell schwer umsetzbar, das andere wollen wir nicht, denn unser Sound ist halt bombastisch und so arrangieren wir uns mit dem von dir beschriebene Off, bislang hat dieses gut funktioniert …

Absolut! Ich habe euch schon mehrere Male live gesehen, u.a. im Hamburger Logo oder hier beim Rockharz im Jahr 2017. Wo fühlt ihr euch wohler, eher im intimen kleinen Klub oder bei den großen Festivals wie beim Rockharz oder in Wacken?
Große Festivals haben natürlich den Vorteil, dass du auf einen Schlag mehrere tausend Fans erreichst, wo dann eine ganz spezielle Energie entsteht. In kleinen Clubs ist es schwitzig, eng und intim, was aber auch seinen Charme hat. Ich kann dir die Frage final nicht wirklich beantworten, ich liebe tatsächlich beides.
Das war es in aller Kürze, vielen Dank für die investierte Zeit, viel Spaß bei den noch folgenden Auftritten wie beim Masters of Rock oder beim Amphi Festival in Köln
Text & Fotocredits: Alexander Stock