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Dream Theater – „Distant Memories/Live In London“

Dream Theater

„Distant Memories/Live In London“

Insideoutmusic (Sony Music)

Echte Fans des Progressive Metal kommen bei dem Namen Dream Theater sofort ins Schwärmen. John Petrucci, Mike Portnoy und John Myung gründeten bereits 1985 als junge Musikstudenten die Band, schafften den Durchbruch aber erst Anfang der 90er mit dem Album „Images And Words“ und dem neu dazu gekommenen Lead Sänger James Labrie. Es folgten zahllose Alben, Single-Auskopplungen und Konzerte. Mit „Distant Memories – Live In London“ folgt nun ein neuer Live-Mitschnitt, u.a. in einem großen Limited Box Set. Wer möchte, kann sich die Tracks aus dem 2019er Studioalbum „Distance Over Time“ und das komplette Set ihres 1999 erschienen Meilensteins „Metropolis Pt. 2: Scenes From Memory“ im Komplett-Bundle auf drei CDs, vier LPs bzw. zwei Blu-rays geben – und das sollte man auch!

Die Band läuft während ihres Auftritts im Hammersmith Apollo in London zu Höchstform auf. Die Titel werden in technischer Perfektion gespielt, die Abmischung macht einfach nur Spaß. Dabei starten die New Yorker mit den Titeln des aktuellen Albums. Der Opener „Untethered Angel“ heizt der Masse gleich zu Anfang ein und sorgt für die ersten Gänsehautmomente. Die wechselnden Soli des mehrfachen G3 Tour-Wiederholungstäters John Petruccis und dem Meister-Keyboarders Jordan Rudess gleichen einem coolen Battle. Die Virtuosität und das Können der Band wird im zweiten Titel „A Nightmare To Remember“, einem fast 17-minütigem Track, weiter unterstrichen. Und so hört man in Zeiten von Corona etwas wehmütig den Sound der Live-Tracks, unterstützt vom Applaudieren und dem Mitgesang des Publikums. Dabei ist dieses stets dezent und stört die musikalische Perfektion beim Zusammenspiel der Instrumente nicht – ganz im Gegenteil: Schließt man die Augen bei „Fall Into The Light“ baut sich beim Hören eine Bühne auf und man spürt ein wenig die Atmosphäre der schmerzlich vermissten Konzerte. Hauptteil des Konzerts ist und bleibt aber das Konzeptalbum „Metropolis Pt.2: Scenes From Memory“, welches eine Tragik-Geschichte des von Träumen geplagten Charakters Nicholas erzählt. Das Album setzte 1999 übrigens das Lied „Metropolis Pt1: The Miracle And The Sleeper“ vom bereits genannten Album „Images And Words“ fort. Ein Stilbruch ist mit dem Wechsel der Alben nicht zu erkennen. Dream Theater bleiben ihrem Stil treu. Oftmals liest man in den Kritiken, dass die Stimme von James LaBrie nicht mehr die ist, die sie war. Und dennoch sage ich als Fan, dass die Stimme einfach so viel cooler und besser ist als die der vielen anderen da draußen. Dream Theater ist und bleibt für mich einfach eine Band, die seit Jahrzehnten abliefert – und das in einer Qualität, Komplexität und zeitgleich Zugänglichkeit, die ihresgleichen sucht. Und so habe ich gleich beide Deluxe Pakete bestellt: Die vier LPs samt drei CDs für Auto und Plattenspieler und das Blu-ray-Paket für den Surround-Sound und Video-Genuss. Ich freue mich drauf!

(10/10 – FS)