Interviews

Das große Interview mit BETONTOD: Wir leben alle ZUSAMMEN auf diesen einen Planeten …

Betontod – Eine der vielleicht wichtigsten Punk Bands aus Deutschland – und dieses seit über 30 Jahren! Und die Rheinländer senden in ihren Alben nicht nur eine Message, sondern jede Menge, und dieses mit Standpunkten, wo sich fast jeder in irgendeiner Weise angesprochen fühlt. Ende Oktober veröffentlichen die Mannen um Sänger Oliver Meister nun ihr neuestes Werk „Pace per Sempre“, zu diesem Ereignis konnten wir mit vom Hardline Magazin mit Oli ausführlich plaudern …

Hardline: Hi Oliver, zuallererst meinen herzlichen Glückwunsch zum neuen Album, well done!

Oliver Meister: Hallo Florian, freut mich, dass dir unser Longplayer gefällt, Danke, Danke!

HL: Das neue Album „Pace Per Sempre“ erscheint am 29.10.21 und ihr feiert das mit einer Release Show im Turock in Essen. Wieso gerade da? 

OM: Wir hatten damals schon eine Release Show im Turock und es ist sozusagen unser zweites Wohnzimmer, da fühlen wir uns wohl und haben eine große Fanbase. Wir wollten auch nicht in großen Läden in Duisburg oder Düsseldorf wieder starten und dazu kommt noch, dass uns einfach die Räumlichkeiten fehlten. Als das Turock wieder aufgemacht hat, dachten wir jau, da machen wir ne kleine Feier in unserem Wohnzimmer. Weihnachten kommen dann noch zwei Shows in unserer Heimat Rheinberg.

HL: Und die sind auch schon restlos ausverkauft.

OM: Ja und das schon seit zwei Jahren. (lacht)

Pic-Credit by Boris Breuer

HL: Im August 2021 habt ihr nach knapp zwei Jahren Pause auf dem „Sommer am Kiez“- Festival gespielt. Das war bestimmt wie ein Befreiungsschlag, oder?

OM: Ja, zumal wir im Vorfeld auch diese Strandkorb Konzerte hatten. Liebe Leute!

Ich kann sowas bei Klassik, Theater oder ruhiger Musik nachvollziehen, aber wir sind ne Rockband egal welcher Art, ob es Rock, Punk oder Metal ist. Wir leben ja vom Publikum und agieren mit denen. Da kommen dann ja Erwartungen und Emotionen zurück, wenn man die ansingt/ anschreit und wenn die Leute auf so nem Sitzkonzert sitzen… echt komisch. Dann kam das „Sommer am Kiez“, wo wir gedacht haben, wir warten mal ab…als ich dann auf den Platz gekommen bin, dachte ich so „Immer wieder sonntags“ (lacht). Es ist dann völlig anders gekommen als wir gedacht haben, da die Leute kein Halten mehr kannten. Es war echt der Hammer, auch wenn es überschaubar war und die Leute sich im Zaum halten mussten.

HL: Ist in Sachen Promotion was Spezielles geplant? Da ihr vor Jahren mal für ein Album in Dortmund vorm Saturn wart.

OM: Ja, also wir haben überlegt, ob wir das machen wollen, aber waren uns schnell einig, dass es keinen Sinn macht, gerade in dieser Zeit. Wir hätten das gerne gemacht, aber dadurch, dass wir nicht wussten, inwieweit wir was dürfen, ist es uns einfach zu vage. Wir sind ja abends in Essen und werden uns dann nach dem Gig für Fotos, Autogramme oder mit den Leuten n Bier zu trinken, Zeit nehmen.

HL: Ihr wart in der Corona-Zeit nicht untätig, denn ihr habt zwei Alben aufgenommen.

Wäre es zu beiden Alben gekommen unter anderen Umständen?

OM: Also ich sag mal so:  Das Album „B- Seiten“ wahrscheinlich nicht. Das „Pace Per Sempre“ war eine Art Lückenfüller, aber ich finde es ist ein guter Lückenfüller geworden. Wir haben jetzt aber so viel Material, dass wir 2023 noch ein Album rausbringen werden und wir können das dann mit ner großen Tour feiern, da wir über 30 Jahre bestehen.

HL: Auf dem Album „B-Seiten“ gibt es eine Akustik Version von „Traum Von Freiheit“. Kann man in der Richtung in nächster Zukunft noch mehr erwarten?

OM: Ich bin eher so ein Rockkonzert Typ, ich brauche es laut und schräg vielleicht auch zwischendurch. Ich habe ein paar unplugged Konzerte gesehen wie Hosen, Ärzte und mir fehlt da der Druck. Also ja, man kann es machen, wir haben es jetzt nicht ausprobiert, aber ich bin da auch nicht so ein Freund von. Klar haben wir langsame Songs wie „Da Gegen Stehn“, es gehört dazu, aber ich brauche mehr Pfeffer.

HL: Bei den Fans kommt es gut an.

OM: Wenn es bei den Fans gut ankommt ist das super, aber wenn wir sowas machen, dann eher in vier bis fünf Jahren. Wir haben so viel Material, dass wir vier Jahre auf Tour gehen könnten.

Album-Cover „Pace Per Sempre“

HL: Neues Album „Pace Per Sempre“= Friede für immer. Kannst du was zum Cover, welches in Regenbogen Farben daherkommt, sagen?

OM: Diese ganze Homophobie und Hass gegen alle war mir schon immer ein Dorn im Auge. Wir hatten vor, mal was zu machen, wo sich jeder angesprochen fühlt. Einfach dieses: Fasst euch alle mal an euren Kopf, wie blöd ihr eigentlich seid, da ihr alle dieselben Lebewesen seid und ihr wohnt auch alle auf demselben Planeten. Es ist nicht so, dass wir jetzt auf den Christopher Street Day Zug aufspringen würden, aber wir sprechen das Thema Hass ja auch öfters auf den Konzerten an und es ist nicht nur wegen des „Regenbogen“ Songs.

HL: Ich glaube, wer euch kennt, denkt sich seinen Teil dabei, gerade im Punk Rock. Wie kommt es, dass der Titel des Albums in italienischer Sprache ist?

OM: Das ist eine gute Frage, das musst du Eule fragen. (lacht)

HL: Vielleicht weil es sich besser anhört als auf Deutsch?

OM: Weiß ich nicht, „Friede Für Immer“ hört sich jetzt nicht anders an, vielleicht sollte es internationaler klingen. Wer es nicht versteht, ich musste es am Anfang auch nachschlagen und es passt. Dahinter steht, dass man sich helfen soll und dass sich alle freundschaftlich vereinen, da wir alle auf diesem kleinen Planeten leben.

HL: Kam es mal zur Sprache einen Corona Song aufzunehmen?

OM: Nein, das Thema ist an sich schon anstrengend genug und man möchte es auch loswerden. Ich möchte da nicht in zehn Jahren dran erinnert werden, da ich es ja auch singen muss. Es ist ja auch der Sinn die Leute auf andere Gedanken zu bringen, zu motivieren und einfach weiter zu machen.

HL: Ich finde, dass man sich mit vielen eurer Songs identifizieren kann und glaube, dies macht die Band auch zu etwas Besonderem. Songs wie „Wirklich Wichtig“ oder „Bist Du Da“ in Sachen Beziehungen, Liebeskummer, aber man schwelgt auch in vergangenen Zeiten, siehe Song „Retro“, der wie die Faust aufs Auge passt oder „Ich Nehm Dich Mit“ vom Revolution Album. Trauert ihr der alten Zeit hinterher, von wegen, damals war alles besser?

OM: Ja natürlich denkst du im Alter gerne mal an früher, wie unbeschwert deine Jugend war und wir versuchen, dieses Gefühl musikalisch darzustellen. Na klar, die in den 2000ern aufgewachsen sind, können mit „Samantha Fox“ nichts anfangen. Es wäre doch schön die Zeit von damals nochmal zu erleben, es war nicht einfacher aber halt anders. Gerade bei dem Song „Retro“ ist es gut beschrieben, wie und wo wir unsere Jugend erlebt haben. Kurz gesagt wir werden alt. (lacht)

Pic-Credit by Boris Breuer

HL: Ich bin in den 90ern aufgewachsen und kann das komplett nachvollziehen. Auf dem „Antirockstars“ Album ist der Song „Nebel“ mit Gastsängerin Yvonne Rüller, die ja bei „The Voice Of Germany“ dabei war. Könnt ihr euch vorstellen nochmal mit jemand zusammenzuarbeiten, evtl. als Duett?

OM: Ja, wir versuchen das schon beizubehalten. Auf dem „Vamous“ Album hatten wir auch einen Song mit Gunnar von Dritte Wahl, Chri von den Rogers und Swiss, wo wir gesagt haben, wir haben einen geilen Song, lass den mal von Charaktereigenschaften singen. Also es ist nie ausgeschlossen und muss auch passen.

HL: Würden zum Beispiel „Knorkator“ und „Betontod“ zusammenpassen?

OM: Ach mit dem passenden Song, wieso nicht? Die singen sehr verrückt, wir singen sehr hart, also kann man ja auch zwei Musikstile miteinander vereinen. Ausgeschlossen ist sowas nie.

HL: Vielen Dank fürs Gespräch, sofern es nächstes Jahr live wieder losgeht, bin ich sofort dabei und wünsche euch schon mal eine tolle Release Party.

OM: Dankeschön, bis denne.

Text: Florian Gehle