Live

Walpurgisnacht Festival 2024 LIVE

Walpurgisnacht Festival

Berlin, OrwoHaus

Am letzten April Wochenende fand die dritte Ausgabe des Walpurgisnacht-Festivals im OrwoHaus in Berlin statt. Am Freitag den 26.,- und Samstag den 27.04 versammelten sich um die 700 Fans, um an beiden Tagen 15 Bands aus dem Black und Dark Metal Bereich abzufeiern, was sie auch ordentlich taten. Das OrwoHaus ist eine prima Location, für solch kleine Indoor Festivals, denn schön abgelegen und nur von Proberäumen umgeben, ist es praktisch unmöglich irgendjemanden zu stören und dieser Umstand hat sich meiner Meinung nach auf die Besucher und dadurch auch auf das komplette Festival übertragen. Die Stimmung war durchweg freundlich, lustig und komplett ausgelassen, was sich nicht nur bei den Auftritten der Bands, sondern auch im kleinen Außenbereich gezeigt hat. Bei schönstem Frühlingswetter war es zu jeder Zeit möglich zwischen den Konzerten draußen mit einem kalten Bier zu relaxen, allerdings gab es bei dem fantastischen Line Up nicht allzu viel Zeit dazu.

Los ging es mit den deutschen Black Metaller von Abglanz, die schon zu Beginn für ein echtes Highlight sorgten.

Abglanz

Wunderbar atmosphärisch, wie sich das Quartett aus Erfurt durch die 40 Minuten gespielt hat und wirklich jeden der Anwesenden begeistern konnte. Anschließend sorgten Death Cult 69 für einen schönen Stilwechsel, die mit ihrer Mischung irgendwo zwischen Type O‘ Negative, den frühen 69 Eyes und den auf der Bühne aufgestellten Kerzen eine einzigartige Stimmung erzeugten.

Death Cult 69

Für die erste Überraschung des Festivals sorgte die griechische Black Metal Truppe KAWIR. Eingesprungen, für die kurzfristig ausgefallenen Decembre Noir, hatten die Jungs wahrlich keine leichte Aufgabe, meisterten diese aber mit Bravour. Ihr vollkommen eigener Stil, unterlegt mit Melodien aus ihrer Heimat, brachte der Band sofort einige neue Fans ein.

Danach war es Zeit, für die spezielle Akustik-Show von Dornenreich. Am zweiten Festival-Tag spielten diese dann auch ihr übliches Set, aber mit diesem Auftritt sorgte man wieder für ordentlich Abwechslung. Zwei der Dornenreich-Musiker, „bewaffnet“ mit Akustik Gitarre und Geige, haben sie Songs sehr gut umgesetzt und wusste die Anwesenden definitiv zu begeistern.

Der heimliche Headliner des Freitags, waren für mich unumstritten The Vision Bleak, die mit ihrem bärenstarken neuen Album „Weird Tales“ im Rücken einen grandiosen Auftritt hinlegten. Die Bühnen-Deko, das Auftreten der Band und die Songauswahl ließ kaum zu wünschen übrig und das wurde von den Zuschauern eine Stunde lang lautstark honoriert. Dieser wunderschöne Dark Metal hätte eigentlich auch ein perfekter Abschluss von Tag eins dargestellt, zumal die Stimmung hier schon auf dem Höhepunkt war, dies wurde aber den Ukrainern von 1914 überlassen.

Leider merkte man, dass die Luft bei den Anwesenden Fans doch schon etwas raus war und nach einem langen Tag, war auch für mich vorerst Schluss, um die Kräfte für den zweiten Tag nochmal zu sammeln.

Dieser startete dann bei sommerlichen Temperaturen, schon überraschend gut besucht, mit der deutschen Black Metal Band Gasbrand und diese weckten dann auch die letzten Übermüdeten auf. Genau so muss Black Metal sein: Roh, kalt, dunkel, brachial, aber dennoch mit Melodie. Das war einfach nur eins: verdammt gut!

Danach wurde es sehr atmosphärisch, als Haeresis, begleitet von Stroboskop Licht und viel Nebel, die Bühne für 40 Minuten in eine andere Welt verwandelten. Diese Form von Post-Black Metal, zusammen mit den durch Mark und Bein gehenden Schreien von Sängerin Christin und dem Licht hatten so eine fantastische Wirkung, dass man es locker verschmerzen konnte, die Band nicht wirklich sehen zu können. Das war ein Auftritt, den man wahrlich fühlte und für mich eines der absoluten Highlights des Wochenendes war. Das wunderbare Wetter lockte dann um die Mittagszeit einige Besucher nach draußen, die es sich in der Sonne mit kalten Getränken gemütlich machten und so ging es für viele erst wieder mit Thy Light weiter.

Thy Light

Und dass die Brasilianer für einen Großteil der Anwesenden die mit Spannung erwartete Band war, sah man am prall gefüllten OrwoHaus. Draußen gefühlte 30 Grad in der Sonne und drinnen eine Depressive Black Metal Band in mönchsähnlichen Kutten, einen besseren Kontrast hätte es nicht geben können. Aber dieser Auftritt war einfach nur fantastisch. Hier hat einfach alles gestimmt, die Musik, die Atmosphäre, einfach die gesamte Stimmung und so waren Thy Light am Ende nicht nur für mich, die Überraschung des Festivals.

Als letzte Band des Tages schaute ich mir dann noch Sun Of The Sleepless, mit dem The Vision Bleak Gitarristen Markus Stock an der Klampfe und am Micro an. Und das war für mich definitiv der bestmögliche Abschluss, für ein fantastisches Festival. Hier wurde nochmal wunderbarer Black Metal mit großartigen Melodien zelebriert und nahm einen vom Start weg direkt in seinen Bann. Das war große Kunst in allen Belangen und nach Thy Light wahrscheinlich die zweite faustdicke Überraschung an diesem Wochenende. Dieses neigte sich für mich dann leider dem Ende entgegen, aber da bereits für das kommende Jahr die ersten Bands bestätigt wurden, steht die persönliche Planung für Mai 2025 schon fest.

Das Walpurgisnacht-Festival war einfach ein rundum großartiges Erlebnis, in optimaler Location, mit großartigen Bands, einer Crew die besser und freundlicher nicht sein konnte und eine durchweg positive und ausgelassene Grundstimmung, die dieses Festival komplett machte. Im Dezember findet von demselben Veranstaltern, ebenfalls im OrwoHaus in Berlin, dass De Mortem Et Diabolum Festival statt, welches wieder das dunkle und härtere Genre bedient und bei den derzeitig bestätigten Bands, jetzt schon dick im Kalender angestrichen wird.

Text: Sascha Eiserbeck
Fotos: Martha Kitzbichler