Live

SCORPIONS LIVE am 05.07.2025 zusammen mit Alice Cooper & Judas Priest in Hannover

Es ist Samstag, der 05.Juli 2025, endlich ist er da, der große Scorpions-Tag: Sechzig Jahre Scorpions, dieses doch recht seltene Band-Jubiläum soll entsprechend dem Anlass GROSS gefeiert werden. Seit Monaten werden immer wieder Details für das große Happening im Fußball-Stadion von Hannover preisgegeben, gerade bei den Special Guests wurde geklotzt und nicht gekleckert. Alice Cooper und Judas Priest, beide selbst Ikonen aus den Bereichen Rock und Metal, haben zugesagt, Bülent Ceylan (als Sangeskünstler) und die Frauen-Hardrockband Rosy Vista rundeten das Package ab.

Bereits zum Einlass gegen 15 Uhr bildeten sich lange Schlangen vor den Stadioneingängen, was dazu führte, dass die Lokalmatadoren von Rosy Vista mit „I Can`t Live Without My Radio“ vor bereits gut gefüllten Rängen eröffneten. Mit Gitarristin Anca Graterol hatten sie jemand in der Band, die es gewohnt ist, in der Heinz-von-Heiden-Arena (für alle älteren besser bekannt als das Niedersachsen-Stadion) aufzutreten, so singt sie doch bei jedem Heimspiel mit ihrem Mann Ossy Pfeiffer die Stadionhymne von Hannover 96. Nach einer halben Stunde Spielzeit und „Poor Rosy“ machten die Damen dann Platz für Support Nummer zwei Bülent Ceylan.

Alice Cooper

Dieser performte mit seiner jungen Band recht gut, dieses musste er auch, um die anwesenden Rock & Metalfans von seiner Musik zu überzeugen. Dieses gelang zwar, allerdings wäre eine Künstlerin wie Doro dem Anlass entsprechend passender gewesen. Nach einer zirka halbstündigen Umbaupause begann dann die Zeit der Legenden, zuerst enterte Alice Cooper die Band und legte eine wie immer fulminante Show incl. aller Hits („No More Mr. Nice Guy“, „Billion Dollar Babies“, „Hey Stoopid“, „Poison“ und natürlich „School’s Out“, welches er mit Sequenzen von Pink Floyds „Another Brick In The Wall“ vermischte) hin. Als Zugabe gabs dann noch vom 1948 in Detroit, Michigan geborenen Vincent Damon Furnier (wie Alice mit richtigem Namen heißt) „Feed My Frankenstein“.

Richie Faulkner / Rob Halford / Ian Hill

Danach war es Zeit für die Metal-Ikonen von Judas Priest, die mit „All Guns Blazing“ vom Erfolgsalbum „Painkiller“ in den Abend starteten. Neben diesem Song fanden fünf weitere von diesem Longplayer auf die Setlist an diesem Abend, dafür fehlten Tracks der neueren Alben. Dieses machte sich aber stimmungstechnisch überhaupt nicht bemerkbar, die Mannen um Rob Halford und Ian Hill agierten im großen Stadion wie ein Headliner und zeigten mit Songs von Schlage „Breaking The Law“, „Painkiller“ oder dem abschließenden „Living After Midnight“ klar, dass sie immer noch zur ersten Riege des Heavy Metals gehören. Und natürlich fuhr Rob Halford zu „Hell Bent for Leather“ auch mit dem Motorrad auf die Bühne, wer hat, der kann!

Richie Faulkner / Rob Halford / Andy Sneap

Nachdem die Briten dann unter großem Jubel die Bühne verlassen hatten, wurde dann alles für den Headliner hergerichtet. Gegen 21:15 sollte dann das große Spektakel beginnen, kurz zuvor schwappte mehrfach die La-Ola-Welle durchs Stadion, es war also alles angerichtet, einzig, die Scorpions ließen auf sich warten. Gegen 21:45 Uhr war es dann (technische Schwierigkeiten waren für den Verzug verantwortlich) endlich so weit, die Bühnenlichter hellten auf und das Intro (und Motto des Abends) von „Coming Home“ erklang. Unter großem Feuerwerk stürmten dann die Scorps die große Bühne und zeigten sich mit „“Coming Home“, „Gas In The Tank“ und „Make It Real“ gleich von ihrer rockigen Seite. Die Band war gut drauf, gerade die Saiten-Fraktion (Rudolf Schenker, Matthias Jabs und Bassist Paweł Mąciwoda) waren ständig „auf Achse“, Drummer Mikkey Dee zeigte nicht nur bei seinem Solo, dass er einer der begnadetsten Musiker an seinem Instrument ist. Einzig bei Sänger Klaus Meine hatte man immer einmal wieder das Gefühl, dass er sich ein wenig durch den Abend schleppt, weniger stimmlich, eher körperlich. Musikalisch setzte die Gruppe auf die Karte Sicherheit, es gab alle Klassiker („The Zoo“, „Coast To Coast“, „Bad Boys Running Wild“, „Send Me An Angel“, „Wind Of Change“, „Tease Me Please Me“, „Big City Nights“ oder „Still Loving You“) incl. einer mega Lightshow, in der auch die Zuschauer mit eingebunden waren. Am Eingang bekam jeder Zuschauer ein Armband mit einer Leuchte, die zentral gesteuert abwechselnd weiß, rot, blau leuchteten und gerade bei den Balladen eine Gänsehaut erzeugte.

Rudolf Schenker / Klaus Meine / Matthias Jabs / Mikkey Dee

Abgeschlossen wurde der Abend musikalisch dann mit zwei Zugaben, „Blackout“ und – natürlich – „Rock You Like A Hurricane“ und einem gigantischen Feuerwerk. Es war also viel Licht an diesem Abend, allerdings auch ein wenig Schatten, denn viele der Zuschauer haben von einem 60-jährigen Bandjubiläum mehr erwartet als ein normales Konzert von gerade einmal 105 Minuten (davon knapp 15 Minuten ausschließlich instrumental). Vielen fehlten Gäste auf der Bühne (Doro war anwesend, Alice Cooper oder Rob Halford waren ebenfalls noch vor Ort), ehemalige Mitstreiter wie Francis Buchholz, Herman Rarebell oder Uli John Roth waren ebenfalls nicht auf der Bühne und auch die viel zu geringe Spielzeit und Songauswahl (warum zum Jubiläum nicht auch einmal Songs, die ewig lange nicht mehr live zu hören waren) wurden kritisiert. Last but not least hätte die Bühne noch ein Ticken höher sein können, denn ab Höhe Mittellinie waren die Künstler auch für größere Mensch nur schwierig zu sehen. Gesamt betrachtet war es jedoch ein toller und stimmungsvoller Tag bei besten äußeren Bedingungen (gegen 23:30 Uhr war es immer noch über 20°C, was für Hannover keine Selbstverständlichkeit ist.

Rudolf Schenker / Paweł Mąciwoda / Klaus Meine / Matthias Jabs
Matthias Jabs / Rudolf Schenker

Text & Fotos: Alexander Stock