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ANNA MARIA KAUFMANN – Klassik trifft Rock … und dieses ohne Limits!

Den meisten Rockfans wird der Name ANNA MARIA KAUFMANN eher kein Begriff sein. Kaum verwunderlich, denn bisher ist die gebürtige Kanadierin eher in der Opern- und vor allem der Musicalwelt zuhause gewesen. Also eigentlich nicht groß verwunderlich, dass der Chef hinter Rock Meets Classic, Mat Sinner, die Sopranistin in der diesjährigen Auflage seiner erfolgreichen Crossover-Konzertreihe dabeihaben wollte. Immerhin war Anna Maria Kaufmann anno 1990 die weibliche Hauptrolle, als das erfolgreiche Musical „Phantom der Oper“ nach Deutschland kam und drückte somit dem rockigen Titelsong ihren unverkennbaren Stempel auf. Nun steht, zusätzlich zu dieser Tour, auch ein Rockalbum von der Sängerin an. Grund genug, dass wir die Dame im Vorfeld von Rock Meets Classic einmal besucht haben.

Hardline: Hallo Anna Maria. Schön, dass du dir die Zeit genommen hast, mit uns zu sprechen.

Anna Maria Kaufman: Na hört mal. Ich habe zu danken. Es freut mich, dass wir über das Album sprechen können.

HL: Du bist ja hauptsächlich durch deine Tätigkeit bei Musicals bekanntgeworden. Gerade in Deutschland hast du einen großen Durchbruch 1990 erlebt, als die Produktion von „Das Phantom der Oper“ nach Hamburg kam. Nun bist du beim Tour-Tross von Rock Meets Classic dabei und hast ein Rock Album in der Hinterhand. Was kam zuerst bei dir? Das Rockalbum oder die Anfrage für Rock Meets Classic?

AMK: Um ehrlich zu sein, kam das Album tatsächlich zuerst, es war aber noch nichts spruchreif. Ich habe mit meinem Produzenten über die Idee für ein Rockalbum geredet und wir haben uns ein paar tolle Songs aus der Szene herausgesucht und ein paar Demoaufnahmen gemacht. Ich bin halt auch mit Rockmusik aufgewachsen und liebe diese Musik. Eines Tages kam Manfred Hertlein, der Produzent von Rock Meets Classic, auf mich zu und fragte mich für eine Weihnachtstour an. Da habe ich ihm einfach bei der Gelegenheit die Demos vorgespielt und er fand das richtig cool und hat mich daraufhin auch mit Mat Sinner zusammengebracht. So kam es, dass ich auf dieser tour gelandet bin. Wir haben in dem Zuge auch gleich mit Pete Lincoln von The Sweet eine neue Version vom Song „The Phantom Of The Opera“ aufgenommen, welchen wir auch bei Rock Meets Classic zusammen spielen.

HL: Das ergibt ja auch Sinn, schließlich wurde ‚Phantom of the Opera‘ schon öfter von Rock- und Metalbands gecovert. Auch sehr erfolgreich von Nightwish.

AMK: Es ist auch eines der rockigsten Musicalsongs, die ich kenne. Ich bin halt auch mit der Musik groß geworden. Ich komme ursprünglich aus Kanada, aus der Provinz Albert, von dort kommen auch Loverboy und Nickelback. Und meine allerbeste Freundin ist mit Chad Kroeger von Nickelback auch verwandt. Also gibt es immer irgendwo Schnittpunkte. Und Rock und Klassik haben ja auch viele Gemeinsamkeiten. Mit Rock hat Klassik sogar mehr gemeinsam, wie mit jeder anderen Musikrichtung. Und viele fantastische Musiker haben das gut und erfolgreich für sich genutzt. Wenn ich nur an den Film „Bohemian Rhapsody“ denke. Da ist doch die Szene, wo Freddie Mercury sagt: „Hier setzt der opernhafte Part ein.“ Das passt halt unglaublich.

HL: Ja, aber auch dafür wurde Rock mit Klassik verbunden. Ich erinnere da nur an Deep Purple. Jon Lord hat immer darauf geachtet, dass klassische Parts mit eingebunden werden. Oder die deutsche Band Accept, wo Gitarrist Wolf Hoffmann berühmte klassische Stücke in die Songs einbaut.

AMK: Ja, genau das meinte ich. Wenn man sich einmal anhört, wie fein arrangiert ein solcher Rock- oder auch Metalsong eigentlich ist, dann sieht man schon die Ähnlichkeiten.

HL: Du hattest gerade Loverboy erwähnt und ich Deep Purple. Du hast ja in deiner Karriere mit vielen großen Opern- und Musicalstars zusammen auf der Bühne gestanden. Jetzt sind Mike Reno von Loverboy und Ian Gillan von Deep Purple bei dieser Tour dabei. Wie ist das für dich, mit solchen Legenden unterwegs zu sein?

AMK: Das ist wirklich großartig. Wir stehen am Schluss der Show ja auch alle gemeinsam auf der Bühne und performen „Smoke On The Water“ und da habe ich auch einen kleinen gemeinsamen Moment mit Ian Gillan und das ist wirklich toll. Er ist so ein Gentleman. Das Schöne an dieser Tour ist auch, dass hier überhaupt keine Egos im Wege sind. Alle helfen sich gegenseitig und alle sind nett zueinander. Gerade bei solchen Legenden wie Thin Lizzy, The Sweet oder halt Deep Purple ist das toll mitanzusehen.

HL: Jetzt hast du ja gesagt, dass du mit Rockmusik aufgewachsen bist. Dann verwundert es aber schon, dass du so lange gebraucht hast, ein Rockalbum aufzunehmen.

AMK: Zum einen habe ich mich nicht wirklich getraut, wenn ich ehrlich bin. Ich habe ja sogenannte Rock-Opern gesungen. Also „Phantom der Oper“, „Evita“, „Jesus Christ Superstar“. Sicher, das sind alles Musicals, aber dennoch mit teilweise sehr rockigen Songs. Ich arbeite natürlich immer sehr stark an meiner Stimme, wobei ich mich auch an der Oper wiedergefunden habe. Aber gerade im Rockbereich kann ich in einer Art und Weise mit meiner Stimme arbeiten, die halt im Musical oder in der Oper nicht geht. Und das gefällt mir sehr. Man ist hier nicht so limitiert. Ein gutes Beispiel ist hier der Song „Warriors Of The World“ von Manowar. Ich habe den Song für mein Album ausgesucht und zwei Versionen eingesungen. Einmal mit meiner Sopran-Stimme und einmal habe ich eine eher rockige Stimme ausprobiert. Und die rockige Stimme ist letztendlich auf dem Album gelandet.

HL: Kann man denn in Zukunft mit einer Fortsetzung der Rock Geschichte von die rechnen?

AMK: Ich hoffe doch sehr. Wirklich. Ich hoffe, dass es den Leuten gefällt, denn ich würde wirklich sehr gerne ein weiteres Rockalbum aufnehmen. Ich habe hier richtig Blut geleckt, wenn ich das mal so formuliere. Ich sammele auch schon Ideen dafür.

HL: Na, dann dürfen wir auf jeden Fall gespannt sein und uns schonmal darauf freuen. Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit dem Album.

AMK: Vielen Dank für eure Zeit und ich hoffe, dass wir bald zu einem zweiten Rock Album reden können.

Text: Pat St. James

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