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Entering Polaris – „Atlantean Shores” & „And Silently The Age Did Pass”

Entering Polaris

„Atlantean Shores” & „And Silently The Age Did Pass”

Freya Records/Bertus Deutschland/H’Art

Und ja, sie sterben nicht aus, die All-Star-Projects. Was vor weit über zwanzig Jahren mit Tobias Sammet‘s Avantasia und „The Metal Opera“ anfing, und wunderbar funktionierte, soll auch im Jahr 2023 nicht schiefgehen, so zumindest die Meinung von Tom Tee, seines Zeichens Mastermind von Thorium. Nachdem er über die Jahre als Gitarrist und Songwriter in einer Vielzahl von Bands und Projekten gearbeitet hat, gründete er 2018 das Project Entering Polaris und veröffentlichte das Debütalbum „Godseed“. Wie auch schon bei Mr. Sammet versucht auch Mr. Tee, die musikalischen Einflüsse seiner Jugend zu vereinen und von einer Vielzahl an Sängern singen zu lassen. Aufgrund der großen Anzahl an Songs, die kontinuierlich geschrieben werden, wurde die Entscheidung getroffen, nicht ein, nicht zwei oder gar drei, sondern vier Alben in voller Länge im vergangenen Jahr zu schreiben und zu produzieren. Diese vier Alben werden als zwei Doppelveröffentlichungen erscheinen – die erste davon Ende Juni 2023 – bestehend aus den Alben ‚Atlantean Shores‘ & ‚And Silently The Age Did Pass‘. Insgesamt fanden 23 Songs Platz auf den beiden Silberlingen (10 & 13), diese bei einer Gesamtlaufzeit von fast zwei Stunden. Stilistisch reichen Entering Polaris Metal/Powermetal, der wirklich mehr als gefällig und gut/druckvoll aus den Boxen strömt. Wem jetzt die doch lange Gesamtspielzeit schockt, dem kann ein wenig die Sorge genommen werden, denn die Songs sind abwechslungsreich und unterscheiden sich zum Teil erheblich voneinander. Stimmlich zudem von den sechszehn Interpreten (!!!), hier unter anderem Fabio Lione (u.a. Angra, Rhapsody etc.), Georg Neuhauser (Serenity), Thomas Vikström (u.a. Therion) oder Lance King (u.a. Balance of Power, Pyramaze), wirklich grandios in Szene gesetzt. Highlights zu nennen, fällt schwer, denn man sollte sich als Hörer und Fan des Genres die Zeit nehmen, und sich das gesamte Werk in Ruhe zu Gemüte führen. Während auf dem Album „Atlantean Shores” traditioneller melodischer/progressiver/power Metal geboten wird, wurde „And Silently The Age Did Pass” komplett akustisch aufgenommen. Wer zeitlich zu sehr eingeschränkt ist, der wird bei Metal-Songs wie „Forever“, das ruhige „Do Raindrops Aspire To Be Oceans“, „Distant Horizons“ oder den akustischen Beiträgen „Gordian Pristine“, „Empty Heaven“ oder das abschließende „Retrospective“. Ob es die richtige Entscheidung war, als „Band“ zwei Alben an einem Tag zu veröffentlichen, bleibt abzuwarten, subjektiv betrachtet wäre auch ein zeitlicher Versatz von 8 bis10 Monaten zwischen den Werken eine mögliche Idee/Variante gewesen, aber anyway. Alles in allem machen die beiden Alben Spaß, „Atlantean Shores” vielleicht ein Ticken mehr als „And Silently The Age Did Pass”, einzig die Cover sind bei beiden Longplayern … Geschmackssache.

(„Atlantean Shores”: 08/10, „And Silently The Age Did Pass” 6,5/10 – AS)