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Jinjer – „Alive In Melbourne“

Jinjer

„Alive In Melbourne“

Napalm Records

Wer hätte gedacht, dass die Live-Show am 5. März 2020 in Melbourne das vorerst letzte Konzert der Ukrainer Jinjer gewesen ist. Dank Corona ging live von heute auf morgen gar nichts mehr, auch für das Quartett um Frontfrau Tatiana Shmailyuk nicht. Und das ist in diesem Fall besonders prekär, schließlich fing es an, richtig gut zu laufen. Die harte Arbeit schien sich auszuzahlen, der Terminkalender der Band war voller denn je und das aktuelle Album kam bei den Fans richtig gut an. Somit lieg mit „Alive In Melbourne“ nun ein spannendes Dokument vor, welches mit 15 Songs plus In- und Outro daherkommt. Hier gibt es einen musikalischen Überblick des musikalischen Schaffens im Live-Gewand. Auffallend ist der authentische Sound, druckvoll eingefangen und sehr rough abgemischt. Irgendwo zwischen Groove Metal, Metal Core und Progressive Metal bewegt sich die Combo und vereint dabei das Beste der einzelnen Style. Schnelle Blast-Parts und tiefe Growls wechseln sich mit strukturierten, fingerfertigen Grooves ab. Allerdings sind die Vocals an einigen Stellen doch ein wenig gewöhnungsbedürftig, denn leider wechselt die Sängerin zwischen cleanen und gutteralen Vocals hin und her, was bei manchen Parts den flüssigen Durchgang unterbricht und einen aus den Songstrukturen heraus katapultiert. Hier gilt die Devise: Entweder ganz oder besser gar nicht! Ihre komplette Stärke entfalten Jinjer jedoch bei Brutalo-Nummern wie „Sit Stay Roll Over“ oder „I Speak Astronomy“. Generell erzeugen die Kompositionen live wesentlich mehr Druck und können noch deutlicher überzeugen, als auf den Studio-Scheiben, denn hier klingen die Kompositionen der vier Alben wie aus einem Guss. Mit knapp 80 Minuten Spielzeit gibt es hier orgentlich was auf die Ohren und sollte daher unbedingt angetestet werden. Wer es abwechslungsreich und groovig mag, ohne die nötige Härte vermissen zu lassen, findet hier die metallische Vollbedinung!

(ohne Bewertung – WS)