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Unser Interview mit den QUEENZ OF PIANO: Trotz besch…. Timings die Kurve gekriegt

Jennifer Rüth und Ming sind nicht nur außergewöhnlich gut spielende Pianistinnen, sie sind zusammen die QUEENZ OF PIANO. Die beiden verbinden die Virtuosität und Tiefe klassischer Musik mit der Atmosphäre eines Popkonzerts. Sie sprengen die Grenzen zwischen Bach und Beats, E- und U-Musik, Hoch- und Popkultur! Mit ihrem leidenschaftlichen Temperament und ihr musikalisches Verständnis begeistern die beiden Damen nicht nur die Klassik, auch Rockfans kommen bei ihren mitreißenden Gigs komplett auf ihre Kosten! Kurz vorm Auftritt in Hamburg konnten wir die beiden zu einem Interview treffen …..

Hardline: Hallo Ihr beiden, Moin Moin wie man im Norden Deutschlands sagt! Danke, dass ihr euch kurz Zeit für unsere Leser genommen habt. Gleich zu Anfang die Frage zum Gruppennamen Queenz of Piano, wessen Idee war dieses und – Selbstvertrauen hin oder her – hängt ihr die Erwartungslatte da nicht unnötig hoch?

Queenz of Piano: Es gibt ja auch einen Pianisten, der nennt sich Lang Lang (lacht). Tatsächlich ist unser Name mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Arroganz ist überhaupt nicht unser Ding. Das merkt man spätestens bei einem Besuch unserer Konzerte, wo wir uns gerne auch mal auf die Schippe nehmen. Heute würden wir uns vielleicht einen etwas artifizielleren Namen aussuchen, aber nach so einer langen Zeit ändert man den Namen einer Band ja ungern.

Hardline Nachvollziehbar! Gehen wir zusammen mal einen Schritt in die Vergangenheit Jennifer – 1980 in Würzburg geboren, also Kid der neunziger Jahre … Mit welchen Bands, mit welchen musikalischen Interpreten bist du aufgewachsen und wer war final dafür verantwortlich, dass du das Klavier erlernt hast? Bei mir waren es – als ich so bummelig 4 Jahre alt war – meine Eltern, die mich einfach beim Musikunterricht im Bereich Klavier angemeldet haben …

Jennifer Rüth: Ganz groß in meiner Jugend natürlich Nirvana. Den Song „Smells Like Teen Spirit“ spielen wir ja auch in unserer eigenen Version im Konzert. The Offspring, Cypress Hill, H-Blockx waren weitere Bands, die mich in meiner Jugend und auch teilweise noch heute begleiten. Parallel dazu habe ich dann ganz brav Bach und Mozart gespielt. Zum Klavierspielen haben mich meine Eltern gebracht, insbesondere meine Mutter als Musiklehrerin. Erst gings los in der Musikschule und dann wurde ich mit 16 Jahren als Jungstudentin am Konservatorium in Würzburg aufgenommen.

Hardline: Ming, geboren 1978 in Hannover, aufgewachsen in Hamburg, gleiche Frage an dich …. Ich konnte lesen, dass du im zarten Alter von sechs Jahren begonnen hast, Klavier zu erlernen, wer war dafür verantwortlich? Die Eltern oder hattest du selbst in diesen jungen Jahren schon Lust verspürt, Klavier zu erlernen?

Ming: Zum Klavierspielen kam ich durch meine Eltern, die das sehr unterstützt haben. Und gerade Hamburg als Stadt bietet für junge Talente extrem viele Fördermöglichkeiten. Der Steinway Wettbewerb damals in der Laeiszhalle war der erste Schritt in Richtung Konzertpianistin. Umso schöner, dorthin am Samstag wieder zurückzukehren.

Hardline: Jennifer, du hast in früheren Jahren zusammen mit Künstlern wie Chris de Burgh oder Ronan Keating auf der Bühne performt, was nimmt man von solchen Künstlern mit, eventuell sogar für die eignen Gigs?

Jennifer Rüth: Die Nerven und Ruhe zu bewahren, auch wenn mal was schiefgeht, bei technischen Fehlern etc. cool zu bleiben, einen Moment zu schaffen, der nicht perfekt, aber menschlich und persönlich ist. Gerade bei Chris de Burgh hat mich die Freundlichkeit und Zugewandtheit zu jedem Mitglied seiner Crew sehr beeindruckt.

Hardline: Kommen wir zum selbst betitelten Album, welches im März 2020 das Licht der Welt erblickte, wie geht ihr bei, kreieren der Songs vor, wie wählt ihr die jeweiligen Kombinationen aus und wie nähert ihr euch langsam dem fertigen Produkt? Gerade unseren Lesern vom HARDLINE MAGAZIN wird es gefallen, dass ihr keinen geringeren Song wie „Thunderstruck“ von AC/DC mit Toccata d-Moll BWV 565 von Johann Sebastian Bach und als weiteren Rocksong den Survivor Klassiker „Eye Of The Tiger“ mit Etüde op. 10 Nr. 12 von Frédéric Chopin kombiniert habt ….

QUEENZ OF PIANO: Es beginnt immer mit einem Brainstorming über geeignete Stücke, auf die wir einfach Lust haben. Bei vielen Stücken hören wir innerlich ein Pendant aus der Klassik, das sich gut kombinieren lässt. „Thunderstruck“ ist ein Paradebeispiel. Das Riff von „Thunderstruck“ ähnelt rhythmisch total der Toccata von Johann Sebastian Bach. Diese Stücke werden dann für zwei Flügel arrangiert. Bei unserem Album haben wir mit den Produzenten Mousse T. und Rene Möckel gearbeitet, die unsere Arrangements mit Beats und Sounds unterstützt haben. Für die Live-Show erarbeiten wir dann Showelemente und Moderationen.

Hardline: Wie lange habt ihr für die Arbeiten an diesem Album gebraucht, von der ersten Idee bis zur fertigen Produktion?

QUEENZ OF PIANO: Da lagen locker mal zwei Jahre dazwischen, angefangen von der Stückauswahl, dem Arrangieren für die zwei Flügel, dem Einspielen der Stücke und dann der sehr spannende und ganz neue Prozess für uns: das Produzieren mit Mousse T. und Rene Möckel.

Hardline: Wie bereits erwähnt, euer Album wurde im März 2020 veröffentlicht, im nachherein nicht der einfachste Termin, weil genau zu dieser Zeit die Corona Pandemie so richtig Fahrt aufgenommen hat, Live-Konzerte waren für lange Zeit überhaupt nicht möglich. Wie nervig ist es, das neue Baby nicht live vorstellen zu können und wie machtlos habt ihr euch in diesen Monaten gefühlt?

QUEENZ OF PIANO: Ein besch…. Timing, das kann man wohl sagen. Gerade weil so viel Liebe und Herzblut in so einem Album steckt und wir uns so freuten, damit endlich losziehen zu können. Die ersten Wochen waren natürlich extrem hart. Trotzdem haben wir die Zeit in der Pandemie genutzt, haben unsere TV-Auftritte durchgezogen, neue Videos produziert. Und uns zeitweise auch auf das Ausland verlagert, bei einem großen Klavierfestival in der Türkei gespielt, wo trotz Auflagen die Konzerte gut durchgezogen wurden. Zum Glück konnten wir dann Projekte, wie zum Beispiel unsere Konzerte mit großen Symphonieorchestern, dem Babelsberger Filmorchester und dem Leipziger Symphonieorchester, dann in diesem Jahr endlich nachholen.

Hardline: Nun geht es ja zum Glück seit einiger Zeit weiter mit den Live-Gigs, wie ich lesen konnte, ward ihr sowohl in Europa als auch in Asien sehr erfolgreich unterwegs, was sind die signifikanten Unterschiede bei Konzerten in den verschiedenen Kontinenten, gibt es welche?

QUEENZ OF PIANO: Zum Glück ist die Musik eine internationale Sprache und deshalb freuen wir uns, auch international unterwegs zu sein. Unsere Show existiert mittlerweile in 4 verschiedenen Sprachen. 2017 waren wir auf einer 5-wöchigen Tournee in China. Daraufhin folgten Einladungen in die Akropolis Nizza, das Classic Delights Festival in Hongkong und das Antalya Piano Festival. Und wir wurden für die EXPO 2019 in Peking ausgewählt, um Deutschland musikalisch zu vertreten. Diese Auslandskonzerte sind unvergessliche Highlights. Kulturell gibt es große Unterschiede. Die Ode an die Freude wird hier in den europäischen Ländern sehr andächtig, fast ehrfürchtig aufgenommen, in China hingegen klatschen und schunkeln sie dazu.

Hardline: Am 12.November .2022 spielt ihr in der Laeiszhalle in Hamburg, der Stadt, in der du, Ming, groß geworden bist. Was können die Hamburger und Besucher des Konzertes vom Abend erwarten? Begleitet euch ein großes Orchester, stehen nur zwei Flügel auf der Bühne?

Ming: Mit unserer Show „Classical Music That Rocks“ spielen wir zu zweit in Hamburg. Wir verbinden in unserer Show die Virtuosität und Tiefe der klassischen Musik mit der Atmosphäre eines Popkonzerts. Wir kombinieren Johann Sebastian Bachs „Toccata“ mit „Thunderstruck“ von AC/DC Beethovens „Ode an die Freude“ verschmilzt mit der ansteckenden Lebensfreude von „Happy“ (Pharrell Williams). Chopins „Revolutionsetüde“ trifft mit energiegeladenen Dance Beats auf „Eye of the Tiger“. Abgerundet wird das Programm durch unsere eigenen Kompositionen.

Hardline: Bereits genannter Chris de Burgh spielte vor einigen Tagen hier in Hamburg in der Barclays Arena ein Konzert vor eben einmal 1000 Zuschauern, wie reagiert man als Künstler, wenn so wenig Zuschauer im großen Rund sind und wie motiviert man sich, dann trotzdem Vollgas zu geben?

QUEENZ OF PIANO: Die Motivation, die Freude über die Menschen, die zu einem Konzert gekommen sind und der Spaß an der Musik sollte unabhängig von einer Zuschauerzahl immer gegeben sein. Gerade die Menschen, die in der jetzigen Situation der Kultur treu bleiben und dadurch einen wesentlichen Beitrag leisten, dass wir als Künstler weiterhin unseren Beruf ausüben können, haben per se schon Vollgas verdient. Das muss man sich als Künstler immer wieder bewusst machen. Aber natürlich stimmt einen diese Situation auch nachdenklich, wie es weitergehen soll, selbst wenn ein international so groß gefeierter Star wie Chris de Burgh zu kämpfen hat.

Hardline: Ein Blick auf euren Tourkalender zeigt, dass ihr mit einer langen Silvesternacht nichts am Hut habt, am 31.12.2022 ein Konzert in Stuttgart, tags darauf, am Neujahrstag, eines in Oberstaufen. Seid ihr bei der Planung der Auftritts-Daten mit im Boot?

QUEENZ OF PIANO: Ja, das sind wir natürlich mit im Boot. Und es erübrigt sich die Frage „Was machst du an Sylvester“, was auch mal ganz angenehm ist. Zumal sind wir in guter Gesellschaft miteinander und ein paar Freunde und die Familie kommen auch zum Konzert. Für einen Sylvesterabend könnten wir uns kein schöneres Publikum als in Stuttgart vorstellen. Ungelogen – Die sind richtig gut drauf!

Hardline: Kurz noch einen Blick in die Zukunft, ist ein weiteres, ein Nachfolgealbum vom 2020er Release in Planung, eventuell schon einige Songs im Kasten?

QUEENZ OF PIANO: Klar. Wir sind schon am Planen und es wird ein neues Album geben. Vielleicht schon zur Weihnachtszeit 2023.

Text: Alexander Stock

www.queenz-of-piano.de