Interviews

Das große Sommer-Interview mit den BURNING WITCHES: Was für und zählte? Musik, Spaß und keine Gedanken an die Charts!

Sie gründeten sich 2015 in schweizerischen Brugg, welches 16 Kilometer von Aarau, 27 Kilometer von Zürich und 45 Kilometer von Basel entfernt liegt: die Metal-Band Burning Witches. Bislang veröffentlichte das weibliche Quintett fünf Studio-Alben, das jüngste („The Dark Tower“) erst Anfang Mai 2023. Nach ihrem Gig und der folgenden Autogrammstunde in Ballenstedt beim Rockharz-Festival konnten wir uns mit Romana Kalkuhl (Gitarre) und Jeanine Grob (Bass) ausführlich über diverse Themen unterhalten. Lest, was die beiden Ladys zu berichten haben …

Hardline: Gegründet im Jahr 2015 habt ihr innerhalb der letzten acht Jahre nicht weniger als fünf Alben an den Start gebracht. Was mir besonders auffällt, ist die sehr kurze Phase zwischen „Dance With The Devil“ aus März 2020 und „The Witch Of The North“ aus Mai 2021. Ist dieser kurze Zeitraum mit der Corona-Pandemie zu erklären?

Jeanine: Dazu ein klares Jein. Romana ist wirklich eine Songmaschine, die hat immer sehr viele Ideen. Klar hat Corona das Schreiben der Songs beeinflusst, weil einfach mehr Zeit für das Kreieren von Songs vorhanden war, aber sie hat diese Einfälle definitiv unabhängig von der Pandemie. Wir haben neben der Musik noch unsere Tagesjobs, welche sich zeitlich durch die Pandemie ein wenig geändert hatten. Ich selbst verkaufe im Einzelhandel, die Romana gibt Musikunterricht an Schulen.

Romana: Was mir unerhört viel Spaß macht. Es ist immer sehr schön, wenn man zurück zur Schule zu den Kiddies kommt, Gitarrenunterricht gibt. Man wird tatsächlich immer wieder geerdet

Aprospos Corona, wie ohnmächtig habt ihr den Release von „Dance With The Devil“ verfolgt, am Ende wissend, dass das Album zumindest mittelfristig nicht betourt werden konnte …

Romana: Es war zum einen sehr schade, dass wir das Album nicht mit einer Tour begleiten konnten, wir haben – wie wohl viele andere auch – gehofft, dass diese Phase recht schnell vorübergeht und man rasch wieder auf die Bühne kann, ein Irrglaube, wie wir jetzt wissen. Auf der anderen Seite waren wir froh, dass wir für unsere Fans dann doch etwas Neues herausbringen konnten.

Jeanine: Und so ganz ohne Auftritte war es dann ja doch nicht, wir haben in der Tschechei einige Auftritte mit Destruction absolvieren können. Aber es war schon eine spezielle Zeit, wir haben unsere Album-Release-Show war eine Live-Übertragung, allerdings war kein Publikum anwesend. Und es ist schon etwas anderes, wenn man auf der Bühne steht, live spielt und entsprechend abgeht, nur halt vor einem leeren Raum (lacht).

Zum Glück geht es jetzt seit vielen Monaten wieder zurück ins Normale ….

Jeanine: Da hast du recht, es macht mega viel Spaß, wieder zusammen mit den Fans, mit den Zuschauern Party machen, endlich wieder dieses spezielle Live-Feeling zu bekommen. Aber man merkt, dass wirklich alle draußen, alle auch Tour sind. Was sich durch diese Pandemie verändert hat, ist der Vorverkauf der Tickets. Es werden erheblich weniger Ticket im Vorwege verkauft als noch vor drei oder vier Jahren. Ausnahme dabei sind natürlich die ganz großen Acts wie Springsteen, Metallica oder Depeche Mode.

Kommen wir zum neuen Album „The Dark Tower“, welches Anfang Mai 2023 das Licht der Welt erblickte. Mit dem neuen Werk etabliert ihr euch immer mehr in den europäischen Album-Charts, in Deutschland wiederholt in den Top-20, in eurer Schweizer Heimat sogar auf Platz drei. Verfolgt ihr diese Platzierungen und erleichtern solch hohe Platzierungen das Musiker-Leben ein wenig?

Romana: Klar haben wir das gefeiert, ein Metal-Album auf Platz drei ist mega. Es ist für uns immer interessant, auf welchen Platz wir mit dem jeweilig neuen Album landen.

Jeanine: Es ist natürlich dabei immer auch abhängig, wer in der gleichen Woche ebenfalls ein Album veröffentlicht, aber alleine, dass wir jetzt hier sitzen und darüber sprechen ist für uns schon ein großer Erfolg. Denn die Idee war anfangs einfach nur „Mädels, lass uns Spaß haben und Musik machen“, ohne irgendeine Idee an Charts zu haben ….

Auch der neue Silberling versetzt mich stilistisch wieder einmal recht rasch in die achtziger Jahre, Gruppen wie Warlock kommen mir da in Erinnerung. Habt ihr Vorbilder aus dieser Zeit?

Jeanine & Romana: Das ist recht einfach zu beantworten, Iron Maiden und Judas Priest!

Wie entsteht ein Song im Hause Burning Witches? Zuerst Musik, zuerst Text? Wer zeigt sich für das Musikalische, wer für das Lyrische verantwortlich?

Romana: Ich schreibe die Riffs für die Gitarre, hab dabei dann auch immer die Melodie-Parts für den Gesang im Hinterkopf. Dann schicke ich die Aufnahmen, die ich oldschool mit dem Handy aufnehme, an die Mädels. Dann versuchen wir die Ideen im Bandraum weiterzuentwickeln, bevor dann unsere Sängerin Laura sich final um die Lyrics kümmert. Und am Ende geht’s dann ins Studio, um die Tracks dann zusammen und mit Unterstützung von Schmier und Damir, beide von Destruction, beide unsere Produzenten, aufzunehmen.

Die Hauptthemen in der Gesellschaft sind aktuell – zumindest in Europa – die Umwelt und der Ukrainer Krieg. Wie schwer ist es, über diese Themen zu schreiben, nehmt ihr diese Themen mit auf?

Jeanine: Auf unserem neuen Album geht es um die Person Elisabeth Báthory, einer ungarischen Gräfin die junge Dienerinnen auspeitschen und töten hat lassen, um in deren Blut zu baden, damit sie auf ewig jung und frisch aussieht. Dann schreiben wir noch über Hexengeschichten und über böse Geister, schreiben aber keine Texte zu politischen Themen, Hauptaussage von uns allen dazu ist: Krieg ist grausam, Krieg ist scheiße!

Nun ist das Album bereits mehrere Wochen auf dem Markt, habt ihr persönliche Favoriten? Bei mir sind’s „Unleash The Beast”, die Ballade „Tomorrow“, „The Dark Tower“ und “Into The Unknown”.

Romana: Bei mir ist auch die Ballade ganz weit vorne, dazu noch „The Dark Tower“, „Unleash The Beast“ und „World On Fire“.

 Jeanine: Bei mir ist’s ebenfalls die Ballade, „Evil Witch“ und auch „World On Fire“.

Ihr habt wie schon erwähnt in den wenigen Jahren viele Alben veröffentlicht, was das Kreieren einer Setlist, so denke ich zumindest, nicht einfacher macht. Wie geht ihr da vor, wer setzt sich durch?

Romana: Wir versuchen von jedem Album Songs mit in die Setlist zu nehmen, vor allem aber Tracks, bei denen wir uns als Band wohlfühlen. Zum Beispiel „Hexenhammer“ kommt Live immer gut an, dann zündet „The Dark Tower“ vom neuen Album richtig gut, dazu dann noch „Whings Of Steel“ oder „Burning Witches“ als Grundgerüst ….

Nun seid ihr nach 2019 ein weiteres Mal hier beim Rockharz Festival am Start. Für mich eines der charmantesten Festivals überhaupt, weil mit 15.000 Fans nicht zu groß und immer toll organisiert. Habt ihr Lieblingslocations, Orte, wo ihr besonders gerne performt, Orte, die speziell für euch sind?

Romana: Es ist hier beim Rockharz alles mit so viel Liebe gemacht, egal wo man sich aufhält, wirklich ein megageiles Festival, auch weil es nicht zu groß ist. Dann finden wir das Summer Breeze ebenfalls richtig klasse und dann natürlich das Z7 in unserer Heimat in der Schweiz. Ich habe immer gesagt, wenn ich einmal im Z7 spielen darf, dann hab ich es geschafft (lacht).

Jeanine: Bis jetzt war die Monsters Of Rock Cruise ein Auftritt, der uns wirklich im Gedächtnis geblieben ist. Die Cruise ging los in Orlando in Richtung Dominikanische Republik

Ein kurzer Blick in die Zukunft, ist eine eigene Tour geplant? Ich konnte auf eurer Homepage noch keine Daten erkennen, deswegen die Frage ….

Jeanine: Es sind relativ frisch neue Live-Termine eingetrudelt. Ab Oktober gehen wir auf eine kurze Tour mit Paul Di’Anno und KK Priest, also solltet ihr zufällig in der Nähe sein ….

Letzte Frage, wie schauts aus mit neuen Songs, sind schon welche geplant, sind schon welche fertig?

Romana: Ich habe tatsächlich unserer Drummerin Lala schon einige Tracks geschickt, aber aktuell spielen wir auf Festivals und haben zudem auch keinen zeitlichen Stress. Hier haben wir wirklich Glück mit unserem Label, die wirklich überhaupt keinen terminlichen Druck aufbauen, wenn das Album fertig, ists fertig.

Dann kommen wir alle dorthin und schauen eure Show, versprochen (lach)! Das war es in aller Kürze, vielen Dank für eure Zeit, weiterhin viel Erfolg und vor allem … bleibt gesund!

Jeanine: Danke an alle für die Unterstützung, vor allem an die Fans für ihren loyalen Support!

Text: Alexander Stock

Band-Pic by Martin Rahn