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Unser Interview mit Louis Philippson: Meine Berührungspunkte mit Rockmusik? Thunderstruck von AC/DC!

Er ist Pianist, Social Media Creator, Moderator, 2003 in Mülheim an der Ruhr geboren und hat in diesem Jahr sein allererstes Studio-Album veröffentlicht: Louis Philippson. Live überzeugt er sein Publikum mit seinem mitreißenden Klavierspiel und humorvollen Moderationen. Sein musikalisches Talent wurde bereits im Alter von sieben Jahren von seinem späteren Klavierprofessor auf YouTube entdeckt. Er wurde Jungstudent an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf und hat bis heute an zahlreichen nationalen und internationalen Klavierwettbewerben teilgenommen. Er ist also nicht wirklich Teil der Genre Hardrock & Heavy Metal, aber genau hier ist ja das bekannte Salz in der Suppe, deswegen haben wir die Chance ergriffen und Louis zu diversen Themen befragt ….

Louis, dank dass du dir kurz Zeit für unsere Leser genommen hast, Glückwunsch zum Debüt-Album. Bevor wir zu diesem kommen, kurz zu dir. Du bist im Jahr 2004 in Mülheim an der Ruhr geboren, also Kind der 2010er Jahre. Mit welchen Bands bist du aufgewachsen, wer sind deine musikalischen Idole?

Um ehrlich zu sein, bin ich nicht wirklich großartig mit Bands aufgewachsen, bin da eher bei den Solo-Künstlern wie Bruno Mars. Wenn ich denn eine Gruppe nennen soll, dann AC/DC, wobei ich eher im Genre Popmusik unterwegs bin.

Dann hast du im zarten Alter von nur drei Jahren angefangen Klavier zu spielen. Hattet ihr in eurer Wohnung, in eurem Haus ein Klavier stehen, wo du dich austoben konntest, oder haben deine Eltern dich – so wie bei mir früher –recht klassisch zum Musik-Unterricht angemeldet?

Bei mir ging es so mit vier Jahren los, Auslöser war, dass wir ein recht altes Klavier bei uns zu Hause hatten, und da meine Schwester mit dem Klavierspielen aufgehört hatte, war für mich das Feld frei. Da ich danach extrem viel gespielt und geübt hatte und mir meine Eltern unterrichtstechnisch nicht wirklich weiterhelfen konnten, schickten Sie mich dann zur Musikschule, wo ich dann zwei Jahre war, danach an die Hochschule und ein Jahr später Jung-Student.

Mit sieben Jahren lief deine Karriere dann extrem früh im Leben an, weil deine Eltern ein Video, wo du Klavier gespielt hast, bei YouTube online gestellt hatten. Dann mit acht Jahren Jugendstudent an der Hochschule … wie hast du diese Phase damals erlebt und raubt einen so viel Schule nicht Teil der Freizeit mit Freunden?

„Als ich jünger war, wollte ich eigentlich Leistungsschwimmer und Basketballer werden!“

Nicht wirklich, als ich noch klein war, ging die Schule ja nur bis zirka 11 bzw. 13 Uhr Schule, da blieb dann noch genügen Zeit, ein wenig Klavier dazwischenzuschieben. Als ich jünger war, wollte ich eigentlich Leistungsschwimmer und Basketballer werden, auch Tennis hatte ich angefangen zu spielen. Erst ab Ende der Schulzeit, zu Oberstufenzeit ging die Schule teils bis 18 Uhr, da hatte man dann tatsächlich keine Zeit mehr für viel andere Sachen. Und wenn, dann hing man halt mit den Freunden ab …

Du hast angegeben, neben Musiktheorie auch Gehörunterricht gehabt zu haben. Musik-Unterricht kenne ich aus eigener Erfahrung, was genau ist Musiktheorie und wie kann man sich Gehörunterricht vorstellen?

Ich hatte drei verschiedene Arten von Unterricht, zum einen Musik-Theorie, wo man lernt, was die no-goes beim Komponieren, man lernt dazu in diesem Bereich etwas über Intervalle. Zum anderen sind es die Musikwissenschaften, bei denen man alles über die klassische Musikgeschichte und den verschiedenen Formen der klassischen Musik, dieses bis zum Jahr 1950. Und dann gibt es noch die Gehörbildung, wo dieses Gehör extrem trainiert wird. Ich habe da ein sehr genaues Gehör, bin da wohl hochbegabt zur Welt gekommen, höre aus zehntausenden Tönen die einzelnen heraus. Ein anderes Training ist, dass man mir Töne vorspielt und ich diese in der Tonleiter eintrage.

Wenn ich da einmal nachhaken darf, warum bis 1950 und warum ausschließlich klassische Musik und nicht auch Pop bzw., Rockmusik? Gerade durch diese Vielfalt kann man sich als junger Mensch doch viel besser aufstellen und entwickelt Ideen auch in anderen musikalischen Richtungen

„Auf meine Album verbinde ich diverse Richtungen miteinander und bin nicht starr in einer musikalischen Ecke“

Das kann ich dir ehrlicherweise auch nicht erklären, bin da aber bei dir, wie du an meinem Debüt-Album auch sehen kannst. Auf diesem verbinde ich diverse Richtungen miteinander und bin nicht starr in einer musikalischen Ecke, so wie ich halt auch groß geworden bin.

Du hast während der Pandemie mit TikTok angefangen, warum? War es die aufkommende Einsamkeit dieser Zeit?

Es war tatsächlich die lange Weile. Wir waren damals in Südengland haben unsere Familie besucht und hatten jede Menge Zeit. Vorab muss sich sagen, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt TikTok nicht wirklich mochte. Aus eben dieser Langenweile habe ich mich dann doch irgendwann angefangen, kleine Filme zu drehen und meine Schwester hat mich dann mit diesem Thema so langsam aber sicher vertraut gemacht.

Ich fasse zusammen, die Schwester ist schuld (lach). Es gibt viele Beiträge von dir, dir folgen hunderttausende, wie entwickelst du die Ideen oder spielt der Austausch mit deinen Followern eine gewichtige Rolle?

Es sind schon eigene Ideen, setzte mich ans Klavier und kreiere dann Dinge. Aber es ist auch der Austausch mit den Followern, denn ich kenne nicht jeden Song und auf diesem Weg tauche ich dann in ganz neue Lieder ein, probiere, ob die gewünschten Songs auf dem Klavier machbar sind..

Das www ist ja eher eine anonyme Angelegenheit, hat nichts mit physischen Dingen zu tun. Nun hast du danach diene ersten Konzerte vor „realen“ Menschen gespielt, wie aufgeregt warst du vor deinen ersten Gigs, auch wenn du schon Erfahrung mit dem Performen hattest, nur halt vorm Monitor und nicht vor echten Menschen?

„Mein erstes Konzert? Night of the Proms, in Antwerpen gleich vor über 20.000“

Es ist definitiv eine ganz andere Hausnummer als vor dem Bildschirm zu performen. Das erste Konzert war während der Night of the Proms, dann in Antwerpen gleich vor über 20.000 Zuschauern. Ich war vor dem ersten Auftritt eher positiv aufgeregt, da es dort bei den Abenden aber eher locker denn steif zuging und ich mich durch das Orchester und den anderen Künstlern familiär aufgenommen gefühlt habe.

Noch einmal zurück zum Punkt Idole, Lang Lang ist einer der absoluten Superstars der klassischen Piano-Szene, du konntest ihn letztes Jahr treffen, wie aufgeregt warst du und worüber hast du dich mit dem Idol viele Pianisten gesprochen?

Beim Treffen mit Lang Lang war ich definitiv aufgeregter als vor dem ersten Live-Auftritt. Es war für mich definitiv ein Highlight, wie haben ein wenig privat und dann auch über die Musik gesprochen …

Ich hatte vorletzte Woche die Möglichkeit, Don Airey, dem Mann, der seit über zwanzig Jahren an den Tasten von Deep Purple sitzt, ein F2F Interview zu führen und war angetan, worüber diese Ikone seines Genres, der wie auch du klassischen Klavierunterricht hatte, alles zu berichten hat. Kennst du neben den in der klassischen Musik aktiven Pianisten auch Musiker-Kollegen aus diesem Bereich der Musik und was unterscheidet die Genres am meisten?

Ich hatte in meinen Leben bislang noch nicht wirklich viel Berührungspunkte mit Rockmusik bzw. Heavy Metal. Einzige Ausnahme ist da der Song Thunderstruck von AC/DC, den ich tatsächlich schon auf dem Klavier gespielt habe. Aber ich denke, es ist alles Musik und man wird in vielen Songs etwas finden, um diese dann auch zu spielen.

Kommen wir jetzt zu deinem Debüt-Album, was am 07. Februar 2025 das Licht der Welt erblickt hat. Auf diesem Album gibt es einen Mix aus eigenen Kompositionen, einer Pianoversion von „OMG“ der K-Pop Band New Jeans aber auch Arrangements von Tschaikowski, Mozart oder Bach. Das Album erscheint beim Major-Label Sony Music, wie viel Freiheiten hattest du bei der Umsetzung deiner Ideen? Hattest du komplett freie Hand oder war das ein gegenseitiges Abwiegen von Argumenten pro und contra?

„bei der Auswahl der Titel wirklich komplett freie Hand!“

Ich bin Sony Classical da wirklich dankbar, denn ich hatte bei der Auswahl der Titel wirklich komplett freie Hand, habe jede kreative Freiheit, es ist wirklich eine grandiose Zusammenarbeit.

Wenn ich als Pop/Rockfan einen Wunsch äußern darf, „The Sound of Silence“ würde sich ebenfalls gut auf dem Klavier machen (lach)

Diesen Song finde ich tatsächlich auch richtig stark, ich werde diesen fürs nächste Album mal zumindest notieren (lacht) …

Wie lange haben die Aufnahmen gedauert und wer hat den Album-Titel „Exposition“ festgelegt?

Der Album-Titel kam von mir, die Exposition ist der Anfang einer klassischen Klavier-Sonate, steht für einen Neuanfang. So habe ich mit diesem Titel eine persönliche Verbindung mit dem Album gefunden. Die Aufnahmen haben zwei Jahre gedauert, mit 19 Jahren habe ich den Vertrag mit Sony unterschrieben und dann ging es im Prinzip gleich los. Wir haben dann insgesamt drei Aufnahme-Sessions in den Bavaria-Studios in München gehabt. Insgesamt haben wir dann 18 Songs ausgewählt, aufgenommen haben wir Minimum doppelt so viel. Allerdings hat sich mein Geschmack ein wenig geändert, die Songs passen, allerdings sind die Versionen, die ich damals geschrieben habe, nicht mehr ganz so meins.

Hand aufs Herz, wie aufgeregt bist du? Verschlingt man die ersten Reviews, schaut man schon auf den nächsten Freitag, ob sich das Werk in den deutschen Albumcharts platziert?

So richtig aufgeregt bin ich bei diesem Thema tatsächlich nicht, wenn es für die Top-100 langt, ist gut, wenn nicht, ist es auch kein Beinbruch. Klar bin ich gespannt auf das Feedback, aber ich beschäftige mich tatsächlich mehr mit der kommenden Tour, die im April und Mai stattfindet.

Was mir persönlich am besten gefällt ist, dass man bei deiner Art Klavier zu spielen Emotionen spürt. Ich selbst habe ebenfalls in jungen Jahren das Klavier erlernt und finde, dass man Emotionen nur aus dem Instrument bekommt, wenn man in diesem versinkt, sich der Musik komplett hingibt. Hast du einen Tipp für all die jungen Menschen, die sich von dir inspiriert haben lassen, mit der Musik anzufangen?

„Folgt eurem Herz bzw. Bauchgefühl, künstlerischer Zwang hat noch nie jemanden geholfen.“

Folgt eurem Herz bzw. Bauchgefühl, speilt dass, was euch Spaß macht. Denn nur dann schafft ihr es, Emotionen aus dem Instrument zu holen. Künstlerischer Zwang hat noch nie jemanden geholfen …

Kommen wir zum letzten Block – Live-Auftritte: Im November hast du dir die Bühne bei der Night of the Proms-Tournee mit unter anderem Interpreten meiner Generation wie Shaggy, Eurythmics – Dave Stewart, Starship und Cutting Crew geteilt. Kanntest du diese und was nimmt man als junger Künstler von diesen etablierten Künstlern mit, nimmt man etwas mit?

Ich kannte tatsächlich nicht alle Künstler, um ehrlich zu sein (lacht), aber trotz dieser Bekanntheit haben sie es mir nie spüren lassen, dass sie schon weit länger im Business sind, wir waren währen dieser Zeit tatsächlich eine große Familie. Was ich aber mitgenommen habe war, dass man sich als Künstler selbst treu sein sollte und Tipps für die Bühnenpräsenz, auch was die Moderation angeht.

Das Debütalbum

Im April/Mai 2025 folgt nach dem Album nun deine erste Tour, was können die Besucher erwarten? Musik gepaart mit Anekdoten? Wie lange probt man solche Auftritte und unterscheidet sich die Setlisten von Stadt zu Stadt?

Man kann ein klassisches Konzert im Popstyle erwarten und ja, ich werde auch ein wenig die Songs anmoderieren. Die Setlisten werden sich unterscheiden, habe in diesem Punkt auch mich durch die Kollegen von Night of the Proms inspirieren lassen.

Louis, das war es in aller Kürze, danke für deine Zeit, viel Erfolg mit dem Debüt-Album, viel Spaß auf der Tour, vor allem aber, bleib gesund!

Ich danke dir, es war ein wirklich erfrischendes Gespräch, danke für die Fragen!

Text: Alexander Stock